Title FLASH
Measurements  Approx. 1,53 x 2,67 m
Technique Cube sugar, blackboard paint
Year of production 2012
   
Context Created for the duration of the solo exhibition weissabgleichinventur 06.06. - 14.07.2012 at das weisse haus, Vienna, Austria
Location das weisse haus, Vienna, Austria
Copyright | Photo by Lea Titz (2,3,4), eSeL.at (1), Patricija Gilyte (5,6)
Reviews | extracts Catalogue text: das weisse haus Wien; solo exhibitions 06.06. - 14.07.2012. ISBN 9-783902-829078
 
 
Thanks to Alexandra Grausam, Sheyda Malek, team of das weisse haus; Benjamin Wittstock | Honorarkonsulat der Republik Litauen in Bayern
   
   
   
   

PATRICIJA GILYTE
weissabgleichinventur

das weisse haus zeigt in der Ausstellung "weissabgleichinventur" einen Ausschnitt aus verschiedenen Werkserien der litauischen Künstlerin Patricija Gilyte. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stehen Skulpturen, Wand- und Videoarbeiten, welche sie durch eine orts- und raumbezogene Herangehensweise oftmals in Rauminstallationen miteinander verschränkt.

Patricija Gilyte zu ihrer Ausstellung: „Obwohl das weisse haus, rein vom Namen her, wie ein white cube anmuten lassen könnte, war für mich von Anfang an klar, dass es sich hier nicht um einen leeren und neutralen Raum handelt, sondern um einen, im metaphorischen Sinne verstehenden Weißabgleich oder „white balance“ der ortsspezifischen Situation. In der Foto- oder Videoaufnahmetechnik dient der Weißabgleich dazu, die Kamera auf die Farbtemperatur des Lichtes am Aufnahmeort zu sensibilisieren. So wie jede Lichtquelle – egal ob Sonnenlicht, das Licht einer Glühbirne, Kerzenschein oder zum Beispiel Neonlicht – eine andere Farbtemperatur hat, so entwickelt sich in jeder Ausstellung eine eigene Atmosphäre, die das Vorhandene aufnimmt und durch mitgebrachte Inhalte (oder auch Lichtquellen) geprägt wird. Im weissen haus will ich einen Dialog zwischen der Institution, den neuen Räumen sowie dort zu findenden Hinweisen bzw. vorhandenen oder abwesenden Gegenständen und meiner künstlerischen Vorgehensweise schaffen.“

„Orte“ spielen nicht nur im Sinne von verschiedenen Räumlichkeiten, sondern auch in Bezug auf wechselnde Aufenthaltsorte und Heimaten eine zentrale Rolle in den Arbeiten von Patricija Gilyte. Die spezifische Materialwahl bei den Installationen der in Deutschland lebenden Künstlerin, wie etwa Schaumstoff oder Würfelzucker, vermittelt ihre Auseinandersetzung mit Themen der kulturellen Identität und Heimatverbundenheit. Der Textinhalt, der sich nicht exakt übersetzen lässt, der Klang einer fremden Sprache, das Missverstehen sind wiederkehrende Elemente in ihren Arbeiten. Diese autobiographisch beeinflussten Themen werden durch ihre intensive Auseinandersetzung mit Raum und Ort kontextualisiert. In der Verwendung von Wachs, Zucker sowie Schaumstoff beobachtet Patricija Gilyte ihre Materialbeschaffenheit und etwaige Unterschiede in Proportion und Form, Produktion und geschichtlichen Hintergrund, die diese Materialien länderspezifisch aufweisen. Die Räumlichkeiten, in denen sie arbeitet, werden minimal adaptiert, Besonderheiten wie etwa die Schultafel im 2. Obergeschoss hervorgehoben. Mit ihrer Arbeit im Erdgeschoss stellt sie ihren ersten Bezug zu Wien her, die Wandarbeit "FACTORY EXPLOSION" (2012) greift die Enstehungsgeschichte von Würfelzucker, die in Wien begonnen hat, auf. Hingegen nimmt im 2. Obergeschoss des weissen hauses die Historie des Ausstellungsortes, ein ehemaliges Schulgebäude, eine zentrale Rolle ein und vor Ort entstandene Arbeiten wie „GLÜCKSKEKS TAFEL” (2012) werden mit  älteren Arbeiten wie etwa der Installation "DER HAIN VON ANYKSCIAI" (2007) kombiniert. Diese Arbeit nimmt Bezug auf das gleichnamige, litauische Gedicht von Antanas Baranauskas und vermittelt Gilytes tiefe Verbundenheit zu ihrer Heimat und ihrer Identität, die sie im Besonderen an der Naturerfahrung festmacht. Auch auf die Thematik, dass Inhalte und Texte stets in ihrem Bedeutungsgehalt kulturell gefärbt und daher nicht exakt in andere Sprachen übersetzbar sind, wird mit der Wandarbeit aus der Werkgruppe "DER HAIN VON ANYKSCIAI" verwiesen.
Mit den Videoarbeiten "EURASIAN EMBASSY" (2010) und "UV400" (2008) sowie deren Positionierung im Stiegenhaus spannt sie inhaltlich den Bogen zwischen interkulturellen Themen und ihren Arbeiten im Erdgeschoss und im 2.Obergeschoss.
Formale, farbliche, materielle sowie inhaltliche Querverweise zwischen ihren ausgestellten Arbeiten und Werkgruppen verdeutlichen auf einer weiteren Ebene ihre orts- und raumbezogene Arbeitsweise.

© das weisse haus, Sheyda Malek, Patricija Gilyte 2012