Press review by Reinhard Kirchbaum, DrehPunktKultur, Salzburg. 19/09/2012
http://dr000276.host.inode.at/index.php?option=com_content&view=article&id=4961:neue-blicke-auf-die-stadt-nicht-nur-von-oben&catid=31:galerien-ausstellungen&Itemid=58
© DrehPunktKultur, Reinhard Kirchbaum. 2012
Text 'Salzburg Diary' by Patricija Gilyte (in German language):
SAZBURG_UMRAHMT. SALZBURG_MONOCHROM
SALZBUG IN NEUEN ANSICHTEN Tagebuch des Aufenthalts Sept.- Okt. 2012
SALZBURG _umrahmt Route 360°
SALZBURG_monochrom
Auch wenn man sich nur kurze Zeit im alten Stadtkern von Salzburg aufhält, wird einem sofort bewusst, dass dieser Stadtteil einem ständigen Prozess der Abbildung (des Abgebildetwerdens) unterliegt. Touristen zielen mit ihren Kameras ganz genau oder klicken rasch um sich, um jede berühmte Ansicht festzuhalten.
Deswegen stellte sich mir von Anfang an die Frage nach Abbildbarkeit des heute sichtbaren Salzburg als auch der Wunsch nach einer subjektiven, nicht auf einem Foto auffindbaren, Darstellung, die jedoch dasselbe anstrebt, nämlich das Gesehene festzuhalten.
Ich las erneut die Stellen aus den Werken von Thomas Bernhard, die seine Erinnerungen aus der Salzburgerzeit wiedergeben. Ich dachte nach, welche Funktion noch die umrahmende Berglandschaft haben könnte. Auf mich wirken die Bergmassive so, als ob sie jegliche Flucht verhindern würden.
Ich suchte eine mir noch unbekannte Route aus, die unten am Festspielhaus anfängt und über den Mönchsberg in Richtung Mülln über das Doppler-Gymnasium vorbei in Richtung Eisenbahnbrücke und Stadtwerke, und dann an der Salzach entlang wieder zur Festung führte. Ich änderte diese Route nicht. Ich wiederholte sie Tag für Tag. Es änderte sich aber ständig etwas, während ich dieselbe Route zu unterschiedlichen Tageszeiten und atmosphärischen Stimmungen durchlief. Ich sah fast dasselbe täglich, hörte aber immer etwas anderes dabei: fremdsprachige Sätze, einheimische Gesprächsfetzen, manchmal nur Schritte und Platschen der Pfützen.
Einige Ansichten prägten sich sehr fest und genau bei mir ein. Ich konnte sie sehr schnell aus dem Gedächtnis abbilden. Manches, z. B. die Form vom Kapuzinerberg, blieb lange ungenau.
Eines wollte ich behalten, nämlich das Monochrom der Salzburger Ansichten, diesen etwas silbrigen, gelbstichigen Glanz, der allerdings häufig im Regen und Nebel verschwand und milchig bis grau und sehr unscharf wurde.
Das Motiv meiner Arbeiten ist an das Panoramabild von Sattler angelehnt, wiederholt jedoch nicht das Prinzip der Panoramadarstellung des 19 Jahrhunderts, sondern komprimiert die 360°-Ansicht in einen vierteiligen Bildzyklus. Die Ansichten auf den einzelnen Bildtafeln sind nicht mit einer Fotokamera fixierbar, sondern entstehen durch die inhaltliche Auswahl aus mehreren sich überlagernden Ansichten, die ich durch Recherchen sowie Bewegungsrouten vor Ort entwickelte.
Was ich zeige, sind visuell dargestellten Gedanken, die in die Zukunft hinzueinreichen versuchen, oder Visionen von die Berge überragenden Stadtlandschaften, in denen wie im Nebel alles alte verschlungen und verändert wird; eine neue Geometrie, die Schritt für Schritt, Schnitt für Schnitt kubischer und nicht mehr barock wie im alten Stadtkern wird, die diesen lokalen Geruch der Almwiesen und Pferde vertreibt und in das Vorhandene greift, vertreibt oder absorbiert.
© Patricija Gilyte 2012
|